Monatsgedanken
Kennen Sie das? Gut zu beobachten in Bus und Bahn, im Wartezimmer der Arztpraxen, halt überall. Menschen steigen ein, setzen sich oder stellen sich an und flugs ist das Handy rausgeholt. Der Blick versenkt sich im Bildschirm, der Daumen oder Zeigefinger scrollt und eine unsichtbare Mauer ersteht. Ein Gespräch ist nicht mehr möglich! Der Mann, die Frau, die Jugendlichen - egal welchen Alters – sind weg. verschwunden in den Nachrichten, bei Facebook oder Instagramm, beim Checken der Mails. Zeit, insbesondere die Wartezeit muss genutzt werden! Immer Online und erreichbar sein, das ist wichtig. Das Handy erfährt auf diese Weise eine erstaunliche Wertschätzung und fast Liebkosungen, jedenfalls viele liebevolle und “zärtliche” Berührungen.
Berührungen - der Händedruck beim Begrüßen, Streicheleinheiten und Umarmungen - sind uns indessen vor allem durch die Pandemie verlorenen gegangen. Abstand halten war/ist lebensnotwenig. Soziale Distanz haben wir gelernt das zu nennen. Ist daraus Asozialität geworden? Was geht uns denn der und die andere an? “Der Körper braucht Nahrung, die Seele braucht Menschen” – so haben wir es im Literatur- und Musikgottesdienst am 13. November aus dem Buch von Velma Wallis gehört. Wir Menschen brauchen Berührungen und Begegnungen, wir müssen uns gegenseitig spüren, unsere Nähe körperlich wahrnehmen und im Gespräch austauschen. Einsame und ältere Menschen erzählen, dass sie Gespräche und körperliche Nähe oft so schmerzlich vermissen.
Im Neuen Testament ist zu lesen, wie Jesus anderen Menschen begegnet ist. Einmal stellen sich seine Jünger schützend vor ihn, um die Menschen abzuhalten, die ihm nahekommen wollen. Jesus sagt: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes... und er herzte die Kinder und legte die Hände auf sie und segnete sie. (MK 10,14ff) Ganz bewusst sucht Jesus die Nähe zu den Menschen, begegnet ihnen, spricht mit ihnen, hört sie an und berührt sie.
Jetzt gehen wir in die Advents- und Weihnachtszeit – eine Zeit voller Chancen, verloren gegangene Nähe neu zu finden, Beziehungen wieder aufleben zu lassen und den gerissenen Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. Die adventliche und weihnachtliche Botschaft nimmt uns dabei an die Hand und erzählt, wie Gott Menschen durch sein Wort berührt, bewegt und verändert. Maria wird von einem Engel besucht. Wunderbares ist ihr geschehen und sie macht sich auf den Weg, um ihre Cousine zu besuchen. Lassen wir uns berühren von der guten Botschaft: Gott wird Mensch, er berührt unsere Seele, er begegnet uns und er verbindet sich mit uns auf ’s Neue.
Deshalb: Mach’s wie Gott, werde Mensch! Ihnen allen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und ein behütetes Jahr 2023! Gott schenke der Welt Frieden!
Kreisoberpfarrerin
A. Friedrich-Berenbruch
